Ausgabe 1 – September 2017
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
frisch von der Seele geschrieben erhaltet ihr die erste Ausgabe unseres Newsletters. Wir wollen euch in loser Form über Interessantes, Studien und Forschungen und aus der Online-Beratung informieren. Außerdem stellen wir in jeder Ausgabe eine Online-Beratungsstelle vor.
Im Oktober 2004 startete der erste Ausbildungskurs Online-Beratung in Vlotho, NRW. An diesem Kurs haben zehn Frauen und Männer teilgenommen, die dann die deutsche Gesellschaft für Online-Beratung (heute deutschsprachige) gegründet haben.
Seit 2004 haben wir 160 Beraterinnen und Berater in Online-Beratung zertifiziert. 🙂
Telefonieren war gestern – Schreiben ist heute
Das Kommunikationsverhalten hat sich verändert, es wird weniger Zeit mit Telefonieren verbracht, dafür mehr mit Schreiben! Je jünger die Menschen, desto weniger und kürzer telefonieren sie. Messenger-Dienste sind die neue Kommunikationsform.
Die Onlineberatung hat eine hohe Akzeptanz
Diese zeigt sich in Studien und im Versorgungsalltag. In Großbritannien, den Niederlanden und Schweden sind Internetbehandlungen fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung. In Deutschland finanzieren immer mehr Krankenkassen auch Online-Therapien. Die Nachsorge übers Internet gehört für einige Kliniken mit zum Behandlungskonzept.
Online-Selbsthilfe Programm bei Essstörungen
Wartezeit auf ambulante Therapie sinnvoll nutzen
Die Weltgesundheitsorganisation weist seit Jahren darauf hin, dass jeder vierte Mensch im Laufe seines Lebens mindestens einmal von einer psychischen Erkrankung betroffen ist. Der Einsatz digitaler Angebote könnte Versorgungslücken schließen und den Zugang für Betroffene erleichtern.
So gibt es verstärkt digitale Angebote (Digital Mental Health), die sich grob in die Bereiche Aufklärung, Screening, Behandlung und Nachsorge einteilen lassen. Ein Online-Selbsthilfe-Programm ist everyBody plus für Frauen mit Essanfällen. Neben psychoedukativen Inhalten werden vielfältige interaktive Elemente angeboten: moderierte Online-Diskussionen, verschiedene Selbstbeobachtungstagebücher und kognitiv-behaviorale Übungen. Jede Teilnehmerin erhält wöchentlich eine individuelle Rückmeldung durch eine klinische Psychologin.
Die Wirksamkeit wurde bereits für Frauen mit subklinischen Essstörungen nachgewiesen. Nun steht das Programm im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie auch Frauen mit vollsyndromalen Essstörungen (Bulimia nervosa, Binge Eating Störung, andere Störung mit Essanfällen) offen, die auf einen Therapieplatz warten.
Teilnehmen können Frauen ab 18 Jahren aus Deutschland und Großbritannien, die bei einem kooperierenden niedergelassenen Psychotherapeuten auf einen Behandlungsplatz warten.
www.icare-online.eu/de/everybody-plus.html
Online-Beratung gegen Depressionen
DepressionsCoach
Fundierte Studien zeigen, dass Online-Therapie bei psychischen Erkrankungen ebenso wirkungsvoll ist wie ambulante Psychotherapie, wenn sie gut gemacht wird. Dabei gehören individuelle Betreuung durch „echte“ Therapeutinnen und Therapeuten mit dazu. Gemeinsam mit Prof. Dr. Christine Knaevelsrud (Freie Universität Berlin) hat die Techniker Krankenkasse den Coach im Rahmen einer Studie entwickelt und evaluiert. Im April 2014 ging der TK-DepressionsCoach erstmals online. Rund 1000 Versicherte haben im Studienzeitraum bis April 2015 an dem Angebot teilgenommen.
Die Ergebnisse überzeugen: Es geht den Teillehmenden deutlich besser, und sie erleben den Coach als große Hilfe. Der TK-DepressionsCoach richtet sich an leicht bis mittelschwer erkrankte depressive Menschen. In etwa sechs Wochen erarbeiten sie sich online einen neuen Umgang mit ihrer Depression. Mithilfe strukturierter Module, intensiver Schreibaufgaben und es den meisten, ihre Depression positiv zu beeinflussen.
Ein Modul zur Rückfallprophylaxe hilft, die Erkenntnisse aus der Arbeit mit dem DepressionsCoach auch längerfristig im Leben zu verankern.
Quelle: Techniker Krankenkasse
www.da-sein.de – Schreiben statt Schweigen
Online-Begleitung für trauernde und sterbende Jugendliche
Auch Kinder und Jugendliche werden mit dem Thema Tod konfrontiert – doch wie damit umgehen? Besonders dann, wenn auch das direkte Umfeld der jungen Leute mit Verunsicherung reagiert oder gar aus Hilflosigkeit schweigt. Es entsteht so schnell das Gefühl, dass keiner da ist, der zuhört. Bei „da-sein.de“ finden die jungen Ratsuchenden Hilfe.
Die Internetseite wird vom Ambulanten (Kinder-)Hospizdienst Oldenburg betrieben und richtet sich an junge Menschen, bietet Begleitung und Austausch via E-Mail mit ehrenamtlichen, geschulten gleichaltrigen Jugendlichen. Unter dem Motto „Schreiben statt Schweigen“ stehen sie zur Verfügung.
In einer Schulung lernen sie die Grundlagen der Online-Beratung kennen. Einmal im Monat tauschen sie sich dazu untereinander aus. Zudem werden sie von zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen beraten und regelmäßig weitergebildet. Wann und wo die Ehrenamtlichen ihre Mails schreiben, ist ihnen überlassen. Dauer und Intensität des Kontaktes unterscheiden sich von Fall zu Fall.
Mit ihrem Angebot erreichen sie gerade auch Ratsuchende in ländlichen Regionen. Dort gibt es kaum Hospize und Palliativeinrichtungen. Große Bekanntheit erreichte die Initiative über ein Video. Darin geht es um die Begleitung einer jungen Krebspatientin, die kurz nach ihrem 18. Geburtstag gestorben ist. Mit diesem Video stieg die Zahl der Seitenaufrufe von „da-sein.de“ um das Dreifache.
Das Projekt ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden. In Zukunft möchten die jungen Engagierten auf ihrer Plattform auch für geflüchtete junge Menschen da sein. Dazu suchen sie zweisprachige junge Ehrenamtliche, die dafür bei ihnen mitmachen wollen.
Zertifizierung, Seminare
Institut für Online-Beratung
www.schreiben-tut-der-seele-gut.de
September 2017 – Januar 2018:
Zertifizierungskurs Online-Beratung
Das Know-how der mündlichen Beratung lässt nicht eins zu eins auf die schriftliche Beratung übertragen. Mail- und Chatberatung haben ihre Besonderheiten: In der Online-Beratung geht um eine Verbindung von Medientechnik und psychosozialer Beratung. Die Weiterbildung orientiert sich an den Richtlinien der Deutschsprachigen Gesellschaft für psychosoziale Online-Beratung und fördert die Entwicklung einer Online-Beratungs-kompetenz im Bereich Mai und Chat und im Umgang mit sozialen Netzwerken. Der Kurs wird nach erfolgreicher Teilnahme mit einem Zertifikat dokumentiert.
19. September 2017:
„Im Anfang liegt das Ende …“
Beraterinnen und Berater tun sich oft schwer ein Ende des Online-Beratungskontaktes zu finden. Dabei wird der weitere Verlauf durch die erste Antwort beeinflusst und geprägt. Es geschieht häufig, dass die Beraterinnen und Berater in aufgestellte Fallen tappen die in einer Erstanfrage nicht deutlich werden. In dem Workshop tauschen wir uns über die Wirklichkeit in der Online-Beratung aus und suchen nach Möglichkeiten keine unhaltbaren Erwartungen beim Ratsuchenden zu wecken.
21. November 2017:
Im Sog der Stimmungsschwankungen: Online-Beratung mit emotional instabilen Persönlichkeiten
Das Schreiben bietet ein hohes Maß an Kontrolle und ist ein guter Ort an dem sich emotional instabile Menschen gut aufgehoben fühlen. Für Online-Beraterinnen und Berater sind diese Kontakte eine Herausforderung. Die Stimmungsschwankungen, die unbeständige Beziehung, die Impulsivität und die wiederholten Suizidankündigen bringen Beraterinnen und Berater häufig an ihre Grenze und lösen ein Gefühl von ‚Ich kann nichts recht machen’ aus. In dem Workshop, geht es anhand von mitgebrachten Beispielen, den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern.
22. November 2017:
Die fünfte und sechste Folie
Das vier Folienkonzept ist bekannt! Doch wie geht es dann weiter? Welchen Gesetzmäßigkeiten unterliegen die weiteren Antworten und was ist zu beachten? Wie sind sie zu lesen? Wie sind sie zu schreiben? Wie kann ich wissen, dass ich mit meiner Beratung im „Rahmen“ bin?
In dem Workshop wollen uns über die über die nächsten Antworten und den Beratungsverlauf Gedanken machen. Ein entsprechender Leitfaden ist in der fünften und sechsten Folie formuliert.
Über Rückmeldungen und Anregungen freuen wir uns!
Herzliche Grüße
Birgit Knatz & Bernard Dodier