Kommunikationsschürklis

Kommunikationsgifte

Kommunikationsgifte sind unscheinbare Worte, die aus „normalen“ Sätzen toxische Sticheleien machen und in jedem Falle Wirkung erzeugen. Je nach „Gift“ entfaltet sich die toxische Wirkung unterschiedlich: Auf emotionaler Ebene, auf körperlicher Ebene und der Verhaltensebene. Hierzu einige Beispiele:

Ohne Kommunikationsgift Mit Kommunikationsgift
Kannst du den Mülleimer runterbringen?

Haben Sie gedient?

Fahren Sie in Urlaub?

Sind Sie fertig geworden?

Sie haben mir versprochen…

Ich glaube…

Wir sind sehr zufrieden mit Ihnen

Bist du fertig?

Trauen Sie mir das nicht zu?

Reaktion auf einen Satz des Vorredners – „Ja, und …“

Kannst du mal den Mülleimer runterbringen?

Haben Sie überhaupt gedient?

Fahren Sie schon wieder in Urlaub?

Sind Sie wenigstens diesmal fertig geworden?

Sie haben mir doch versprochen…

Aber ich glaube…

Wir sind eigentlich sehr zufrieden mit Ihnen

Bist du endlich fertig?

Trauen Sie mir das etwa nicht zu?

Reaktion auf einen Satz des Vorredners – „Ja, aber …“

Diese kleinen, rausgeflutschen Wörter, ob bewusst oder unbewusst, verraten etwas über Annahmen, Vorurteile, Bewertungen und Meinungen und beeinflussen die Kommunikation nicht im positiven 😉

Beim Empfangenden bleiben diese kleinen giftigen Wörter häufig unterm kognitiven Radar. „Irgendwie“ merken wir als Gegenüber, dass uns etwas ärgert oder lähmt, können es jedoch nicht genau festmachen. Das erschwert eine angemessene Reaktion. Gifte in der Kommunikation zeigen in jedem Falle Wirkung. Je nach „Gift“ entfaltet sich die toxische Wirkung unterschiedlich. Das Gift kann schnell wirken oder sich schleichend ausbreiten und ist auf unterschiedliche Weise wahrnehmbar: Auf emotionaler Ebene, auf körperlicher Ebene und der Verhaltensebene, wie Sie in der Auflistung sehen können. Bevor Sie die Liste durchgehen: Erinnern Sie sich doch an Begegnungen mit Menschen, die ihnen Schwierigkeiten bereiten oder bereitet haben oder die Sie einfach nicht mochten. Wenn Sie jemanden vor Ihrem inneren Auge haben, gehen Sie die Liste durch und prüfen Sie, welche Wahrnehmungs-Reaktions-Merkmale Sie bei sich erinnern können:

Körperlich:

  • Ich werde müde, muss dauernd gähnen, kann mich nicht konzentrieren.
  • Ich bekomme Kopfschmerzen oder Verspannungen im Nacken, den Schultern.
  • Mein Magen/Solarplexus verkrampft sich oder beginnt zu schmerzen/zu stechen.
  • Meine Atmung wird schneller und ist auffällig flach oder hoch.
  • Ich bekomme einen Kloß im Hals, muss mich räuspern oder hüsteln.
  • Mit wird übel, ich muss meinen Ekel zurückhalten.
  • Das Herz klopft oder fängt an zu rasen.
  • Ich schwitze an den Händen oder den typischen Körperstellen.

Emotional:

  • Ich fühle mich wie betäubt, abgespalten, benebelt.
  • Ich fühle mich leer, energielos, ausgebrannt.
  • Ich fühle mich klein, wertlos, hilflos, unfähig.
  • Ich empfinde mich als dumm, blöde oder unqualifiziert.
  • Ich finde mich hässlich, unansehnlich, schmutzig, unästhetisch.
  • Ich bin sauer, wütend, aggressiv, rachelüstern.
  • Ich fühle mich betrogen, benutzt, missbraucht.
  • Ich erlebe mich als peinlich, unangemessen oder als Zumutung.

Verhalten:

  • Ich rechtfertige mich, erkläre mich, entschuldige mich.
  • Ich versuche zu flüchten, auszuweichen, mich zu entziehen.
  • Ich raste aus, beginne zu drohen, fange an zu agieren.
  • Ich rationalisiere, bagatellisiere, generalisiere.
  • Ich bleibe passiv, reagiere nicht, stelle mich taub.
  • Ich bessere meinen Zustand durch Essen, Trinken, Shoppen.
  • Ich betäube mich durch Rausch- oder Genussmittel.
  • Ich reagiere mich körperlich stark ab.

Wir bezichtigen Menschen, die Gifte in der Kommunikation einsetzen – sei es bewusst oder unbewusst, der Kommunikationsschurkerei, da sie durch ihre Sprache und Wortwahl eine toxische Wirkung erzielen. Auch in der (Online)Beratung erleben wir Kommunikationsschürklis (damit sind alle Geschlechter eingeschlossen) die die Kommunikation vergiften.

Nicht bei allen Menschen entfaltet das Gift seine Wirkung; während der eine allergisch auf Selbstdarsteller reagiert, bleibt die andere unberührt. Eine Kollegin wird energielos im Dialog mit klagenden Menschen, während der Kollege gelassen bleiben. Der eine reagiert auf Angeberei sensibel, die andere auf Rechthaberei, die eine auf eine mürrisch-launische Stimmung, der andere auf eine schrille oder exzentrische. „Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall“, sagt ein Sprichwort. Hilfreich ist es zu erkennen, was für mich giftig ist und welche Kommunikationsschurkerei das auslösen kann – welche Kommunikationsstile mir nicht guttun und welches Gegengift ich zur Verfügung habe.

Autor*innen des Artikels
Birgit Knatz & Stefan Schumacher


Quelle:

  • Mediale Dialogkompetenz – Umgang mit schwierigen Gesprächssituationen am Telefon und im Chat
    Birgit Knatz & Stefan Schumacher, Springer Verlag, 2019