Wir hatten die Gelegenheit im vergangenen Jahr Migrationsberatende in Onlineberatung zu schulen. Dort war natürlich eine zentrale Frage welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen, um mit Menschen online zu kommunizieren, mit denen wir keine gemeinsame Sprachkenntnis teilen. Thema war die Nutzung von (live)Übersetzungstools in Mails, Chat und über Zoom. Wir überlegen eventuell ein entsprechendes Webinar zeitnah anzubieten. Bei Interesse meldet euch doch bitte.
Genau diese Frage der Verständigungsmöglichkeit stellen sich im Moment viele Menschen, die mit den ukrainischen Flüchtlingen Kontakt haben, sei es im beruflichen oder privaten Kontext. Der Oberbegriff dafür ist medienvermittelte Kommunikation, oder präziser ausgedrückt: medienvermittelte Face-to-Face Kommunikation.
Welche Hilfsmittel stehen dafür zur Verfügung? Nun, wir können entsprechende Übersetzungs-Apps auf unser Smartphone laden. Gute kostenlose Apps dafür sind z.B. „Google Übersetzer“ oder „Microsoft Übersetzer“ oder natürlich auch die kostenpflichtige wie „iTranslate“ und andere.
Wir können damit Audio (Gesprächsübersetzungen), Textübersetzungen und über die Kamera Übersetzung von beispielsweise Speisekarten bekommen. Diese Übersetzer bedürfen eines Internetzugangs, sind also nicht für Offline-kommunikation gedacht. Es gibt Apps, die diese Offline-Übersetzung möglich machen. Sie haben den Nachteil eines größeren Speicherbedarfes, können dafür aber genutzt werden, wenn man mal keinen Handy-Empfang hat, was in abgelegenen Gebieten schon mal vorkommt.
Wenn ihr nicht euer Handy benutzen wollt, gibt es auch eigenständige Sprachübersetzer, die unter dem Begriff „Sprachcomputer“ oder „Translator“ im Internet zu finden sind.
Diese kleinen Geräte sind wahre Tausendsassa, können bis über 130 Sprachen übersetzen und sind sehr einfach zu bedienen. Eine Taste gedrückt halten, wenn ihr sprecht, die andere Taste für euer Gegenüber, wenn ihr die beiden Sprachen eingestellt habt. Ihr bekommt die jeweilige Übersetzung per Audio und parallel auch in Text geliefert, in sehr guter Qualität, die sich auch zum eigenen Vokabeltraining eignet. 😉
Sowohl die Sprachausgabe als auch die Textausgabe hilft bei Sprachen, die z.B. die kyrillische Schrift verwenden. Besonders toll ist auch die Funktion ein Telefongespräch live übersetzen zu lassen.
Natürlich gibt es auch Nachteile. Es muss langsam und deutlich gesprochen werden, und wir können nicht die Qualität der Übersetzung kontrollieren. Missverständnisse sind also nicht ausgeschlossen. Zu beiden Systemen, also Apps und Übersetzungsgeräte gibt es Tests der Stiftung Warentest, wenn ihr euch überlegt sowas anzuschaffen. Die eigenständigen Geräte sind aber natürlich teurer als die Apps. (150-300 €)
Ja, so müssen wir uns als Online-Beratende auch mit medienvermittelter Face-to-Face Kommunikation beschäftigen. Wir erweitern damit unseren Horizont, und lernen viele nette Menschen kennen, denen wir sonst wohl nie begegnet wären.
Autor*in des Artikels
Emma Rehr & Bernard Dodier